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Geschichte bis 1945

Die Geschichte von Winzendorf-Muthmannsdorf bis zum Jahre 1945

Für das Gebiet der Gemeinden Winzendorf und Muthmannsdorf ist anzunehmen, dass es bereits in urgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Auf Grund der Römerfunde konnte ein Netz von Straßen und lokalen Verkehrswegen für den Raum Wiener Neustadt erschlossen werden; ein Weg führte von Brunn an der Schneebergbahn nach Willendorf, ein zweiter von Dreistetten über Muthmannsdorf nach Würflach bzw. Neunkirchen.
Bis ins 12. Jahrhundert fehlen jedwede schriftliche Nachrichten, lediglich Orts-, Fluss oder Siedlungsnamen zeugen davon, dass sich hier Slawen und vorbayrisch-germanische Stämme niedergelassen hatten.

Die erstmalige urkundliche Erwähnung Winzendorfs zwischen 1157 und 1163 und Muthmannsdorfs zwischen 1107 und 1122 dürfte bereits zwei ältere Siedlungen nennen. In der Gründungsurkunde für die Pfarre Waldegg 1136 scheint erstmalig ein gewisser "Hiltegrunn de Mutinesdorf" als Zeuge auf; sein Amtssitz dürfte der sogenannte Burgstall oberhalb des Dorfes gewesen sein.

Die erste Erwähnung von Winzendorf findet sich in einer Urkunde, die der Bischof Konrad von Passau anlässlich eines Rechtsstreites ausgestellt hat und in der der Besitz von Weingärten geregelt wurde. Eine Anzahl von Bewohnern des Dorfes Winzendorf wird 1422 als Untertanen des "Stubenbergischen Lehens" in einem Lehensbrief für Heinrich Wolfsohler namentlich angeführt; Zusammen mit den bereits 1389 erwähnten Hofstätten ist somit für das 15. Jahrhundert ein Bestand von 13 Häusern nachzuweisen. In diesem Jahrhundert ging der Besitz der Stubenberger an das ritterliche Geschlecht der Teufel über, die bereits 1377 die Stiftung einer Wochenmesse für die "capella beatae viriginis Mariae" in Winssendarff tätigten.

Die Bewohner von Muthmannsdorf waren schon im 13. Jahrhundert Untertanen der Herrschaft Starhemberg; im ältesten Urabar wird 1438 das"amt ze Mutmanntarff" mit 19 behausten Untertanen verzeichnet. Das Bereitungsbuch des Jahres 1580/91 führt für dieses Dorf 30 Häuser der Herrschaft Starhemberg neben 18 Häusern anderer Herrschaften an.

Im Jahr 1680 wurden die beiden Dörfer Winzendorf und Muthmannsdorf von der Pest heimgesucht. Die Pest war kaum erloschen, da kamen die Türken und verwüsteten beide Orte. Große Bedeutung maß man zur Zeit Maria Theresias und Kaiser Josephs II. dem Schulwesen im ländlichen Raum bei. Bis ins 18. Jahrhundert galt der Unterricht vor allem als Aufgabe der Kirche. Dementsprechend bestanden in Muthmannsdorf und St. Egyden am Steinfeld Pfarrschulen. Erst Maria Theresia hat die bestehenden Pfarrschulen in Trivialschulen umgewandelt. Das war ein Zurückdrängen des bis dahin im Vordergrund gestandenen Religionsunterrichtes bzw. es war gleichbedeutend mit der allgemeinen Schulpflicht. Die Winzendorfer Kinder mussten die Volksschule in St. Egyden besuchen, was aber nur selten oder gar nicht möglich war wegen der schlechten Wegeverhältnisse zwischen Winzendorf und St. Egyden (häufiges Austreten der Bäche).

Im Jahr 1662 ging das Patronatsrecht der Pfarre Muthmannsdorf an das Zisterzienserstift Neukloster über. Damit war der Grund für die 1881 erfolgt Inkorporierung nach Heiligenkreuz gelegt. Den Zisterzienserpatres verdankt Muthmannsdorf zweifellos einen Vorsprung gegenüber Winzendorf. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts gab es in Muthmannsdorf 52 Häuser gegenüber 19 Häuser in Winzendorf.

Als sehr wesentlich für die weitere räumliche Entwicklung der beiden Ortschaften hat sich die Verteilung des Gemeindegrundes erwiesen. In Winzendorf lag er sehr günstig entlang der heutigen Hauptstraße und der Weikersdorfer Straße. Aus diesem Grund kam es in den nächsten Jahrzehnten zu einer beachtlichen Ortserweiterung. Im sehr geschlossenen Muthmannsdorfer Ortsgebiet gab es dagegen keinen Gemeindegrund. Das war sicher mit ein Grund, dass Winzendorf bis 1890, also noch vor Erbauung der Schneebergbahn, was die Häuserzahl anbelangte, mit Muthmannsdorf gleichziehen konnte und an Einwohnerzahl Muthmannsdorf sogar übertraf.

Das erste Fabrikgebäude

In Winzendorf wurde neben dem Frauenbach errichtet und 1842 von Carl Fruhmann als Fournierschneidemühle ausgebaut.
Das zweite, noch aus dem 19. Jahrhundert stammende Winzendorfer Industrieunternehmen, die nachmaligen Kalkwerke Curti wurden errichtet. Nach 1850 wurde von der Firma Alexander Curti ein Portlandzementwerk errichtet. 1872 beteiligte sich Alexander Curti am Kalkwerk des Johann Nothaft in Winzendorf. 1874 ließ er schließlich die Muthmannsdorfer Zementfabrik stilllegen.
Das Kalkwerk und die Urschendorfer Spitzenfabrik wurden zur wichtigsten Erwerbsquelle für einen Teil der Winzendorfer Bevölkerung. Im Jahre 1854 wurden Winzendorf, Muthmannsdorf und Emmerberg als jeweils selbständige Ortsgemeinden eingerichtet.
Emmerberg erwies sich als jedoch nicht lebensfähig und wurde zunächst 1865 mit der Ortsgemeinde Muthmannsdorf wiedervereinigt. 1880 schied Emmerberg nun aus der Ortsgemeinde Muthmannsdorf aus und wurde zu Winzendorf geschlagen. Winzendorf war immer Fremdenverkehrsgemeinde, bereits 1914 wurden 300 Sommergäste gezählt.
Dies hing natürlich mit dem Ausbau der Schneebergbahn zusammen. Am 14. April 1897 fand die Eröffnungsfahrt von Wiener Neustadt nach Puchberg statt.
1900 wurde das Postamt Emmerberg nach Winzendorf, Römerweg 71 verlegt.
1901 wurde in Winzendorf eine Ortsbeleuchtung installiert.
1907 wurde auch in Muthmannsdorf ein Postamt neu errichtet. Die Gründung der Feuerwehren diente zur Hebung der Sicherheitsverhältnisse.
1881 wurde in Winzendorf von Schulleiter Josef Herzog die Feuerwehr gegründet. Die Feuerwehr Muthmannsdorf wurde im Jahr 1883 von Alfred Simic (Reichsritter von Hohenblum) und Bergverwalter Pawlowitsch gegründet.
1904 beschloss die Gemeinde den Bau eines Feuerlöschrequisiten-Depots (Spritzenhaus) in Muthmannsdorf. Die Fa. Schaffler erzeugte seit 1902 in Wien elektrische Zündmaschinen und gründete 1917 als Zweigwerk in Winzendorf die Fabrik elektrischer Minenzünder.

Eine schwere Zeit war der Erste Weltkrieg für beide Orte. Aber auch das Kriegsende 1918 brachte keine Besserung:
Winzendorf und Muthmannsdorf gingen einer schweren Nachkriegszeit entgegen.
Im Jahr 1920 ist Georg Nicolini als "Ortsbildungsrat" in Erscheinung getreten. Er übersiedelte zwar 1932 nach Wöllersdorf, war dann aber von 1950 bis 1968 Bürgermeister der Gemeinde Winzendorf.
Nach dem Ende des Ständestaates brach auch in unseren beiden Ortsteilen der Nationalsozialismus ein. Bürgermeister wurde Franz Stückler, sein Stellvertreter Josef Mrazek. In Muthmannsdorf wurde Hans Spurny Bürgermeister.
Zu Ostern 1945 waren die Russen zuerst in Winzendorf und einen Tag später in Muthmannsdorf einmarschiert. Durch die Kampfhandlungen wurden in Winzendorf 32 Häuser eingeäschert, in Muthmannsdorf 17 Häuser total und 45 schwer beschädigt.