Mariä Himmelfahrt zu Winzendorf

Pfarrgeschichte:

Aussenansicht der alten Kirche11. Jh. Winzendorf gehört zur Mutterpfarre Fischau (1150 gegründet).

12. Jh. St.Egyden wird neue Mutterpfarre.

ca. 1300 Bau einer grundherrschaftlichen Kirche, später mit Karner (Begräbnisrecht).
Bauherrn: Stubenberger (steirisches Adelsgeschlecht) oder Teufel (österreichisches, ritterliches Geschlecht).
Diözese: Salzburg ( Winzendorf wurde bis ins 16.Jh. zur Steiermark gerechnet ).
Patrozinium: Maria Himmelfahrt (gotisches Altarbild, 15. Jh., Kopie).

1377 Stiftung einer Wochenmesse "in capella beatae virginis Mariae in Winssendarff ".
Stifter: Stephan der Pfarrer zu St. Egyden und Johann der Teufel zu Winzendorf

1544 Letzte Nennung eines katholischen Pfarrers vor der Reformation (K. Wulfing).

16. Jh. Matthaus Teufel zu Krottendorf (Frohsdorf), Grundherr von Winzendorf, wird Protestant, ebenso sein Sohn Christoph Teufel, t1570. Die Pfarre wird nicht mehr besetzt. Die Kirche lag damals in der Mitte des Ortes, der 19 Häuser umfasste.

16. Jh. Ausgestaltung des " Erbbegräbnisses " der Familie Teufel im Stil der Renaissance

1609 Gegenreformation: der Grundherr Johann Christoph Teufel wird wieder Katholik, Winzendorf aber Filiale von St. Egyden.

1815 Jakob Plesch (t1831), Kooperator von St. Egyden, erreicht die Errichtung einer selbständigen Lokalie in Winzendorf

1836 Der erste Pfarrer von Winzendorf nach der Reformation wird Joseph Wenzel.

19.Jh. Verlegung des Kirchenfriedhofes (ca.1830).

1971 Weihe der neuen Pfarrkirche im heutigen Ortszentrum am 27.Juni. Patrozinium: HI. Josef der Arbeiter.

1990 15.August (Maria Himmelfahrt / Kirtag). Nach 5-jähriger Restaurierung wird die ehemalige Pfarrkirche wieder Gottesdienststätte (Filialkirche).

Baugeschichte

Grundriß und Strassenansicht mit BaustufenZwischen Altarraum und Langhaus befand sich eine Triumphpforte (lichte Weite 1 Klafter = 1,77m).

Die Decke ober dem Langhaus war flach (Einwölbung 15./16.Jh.).

Die Außenabmessungen der 1. Baustufe der Kirche betragen 4 x 8 Klafter; Seitenverhältnis 1:2.

1776 wurde auf der Verlängerung des Langhauses ein übergroßer Turm aufgesetzt. Die Winzendorfer nannten ihn "Mugl-Trumm-Thurm ";
er musste wegen Baufälligkeit 1882 abgetragen werden (1885 neuer Turm).

Die Kirchhofmauer wurde im 19.Jh. entfernt.

Abbildung:
Grundriss und Straßenansicht mit Baustufen

Restaurierung

Restaurierung 1986 bis 1990

180 Freiwillige haben durch 8500 Arbeitsstunden einen wesentlichen Beitrag zur Rettung der seit 1971 dem Verfall preisgegebenen Kirche geleistet.
Überraschungen gab es bei den Grabungen: Unter dem Altar wurde eine Quelle mit dem dazugehörigen unterirdischen Abflusssystem entdeckt (Schaufenster im Fußboden, Lichtzeitschalter!).


Freilegung der Fundamente
Freilegung:
Altar (700Jahre)
Gang für Quellabfluss
Triumphbogenfundamente

 

 



Wiederbelegung der gefundenen Skelette
Wiederbelegung:
Die Gruft der Teufel wurde freigelegt, saniert und mit den gefundenen Skeletten (8 Personen), die identifiziert wurden, feierlich wiederbelegt (1989).

 

 

 


Familie Teufel (1690 ausgestorben):

Ein bekanntes Adelsgeschlecht, das den Aufstieg vom Bauernstand über den Ritterstand (z.B. "Hanns der Tewffel zu Wynssendorf "; 1386 als " erber chnecht " genannt oder " Wolf Teufel Pfleger auf Pitten " 1485) bis in den Herrenstand ("Freiherrn zu Guntersdorf " 1566) schaffte.
Allianzwappen Teufel-Mallinger 15.Jh): viergeteiltes Wappenschild mit Jagdhorn und Pferd.

Stammbaum der Teufel betreffend die Kirche


Matthäus Teufel Bestattung
Christoph Teufel Grabdenkmal
Bruder: Erasmus Denkmal
Joh. Christoph Teufel
Bruder: Wolfgang Mathias Denkmal
Georg Christoph Bestattung
Johann Christian Bestattung
Appolonia Mallinger Bestattung
Susanna von Weispriach Grabdenkmal
Euphrosina v. Tannh Grabdenkmal


Denkmäler:

Abbildung in Stein von Christoph TeufelChristoph Teufel, Freiherr zu Guntersdorf, †1570

war Verordneter des Ritterstandes, Oberproviantkommissar für das Ungarland und kaiserlicher Rat. Er diente unter den Kaisern Ferdinand I. und Maximilian II. Er ist in Lebensgröße, geharnischt, bewaffnet und mit der "goldenen Gnadenkette " (kaiserliche Auszeichnung) dargestellt. Er starb im Alter von 55 Jahren. An ihn erinnert auch der Inschriftstein gegenüber und der kleine Gedenkstein ober der Gruft.
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der Teufel


Steinernes Denkmal für Erasmus Teufel

Erasmus Teufel, Herr auf Landsee, †1552

war kaiserlicher "Rat Spann und Hauptmann zu Ödenburg " und "oberster Feldhauptmann der leichten Reiterei in Ungarn". Er musste sein Leben im Einsatz gegen die Türken lassen (gefangen in Ungarn, hingerichtet in Konstantinopel). Das Denkmal wurde 1561 von seinen Brüdern aufgerichtet, da die Teufel " 300 jar alhie iere stift and begrebnus haben ".


Plastische Darstellung der Susanna TeufelSusanna Teufel, geb. von Weispriach, †1590

brachte ein großes Vermögen in die Familie (z.B. die Pfandherrschaft Guns). Sie hat ihren Gatten 20 Jahre überlebt, das Erbe zusammengehalten und ihren Kindern eine angemessene Ausbildung ermöglicht. 1580 hat sie Emmerberg mit den 8 Winzendorfer Untertanen erworben. Die Darstellung der Susanna, insbesondere ihr Antlitz, gehört zu den besten plastischen Arbeiten der Renaissance.

Denkmal für Wolfgang Mathias
Wolfgang Mathias, †1587

der jüngste Sohn von Christoph Teufel, ist mit 18 Jahren in Krakau gefallen. Er begleitete Erzherzog Maximilian III., den "erwählten König von Polen ", der seinem Gegenkandidaten Prinz Siegmund von Schweden unterlag. Das Nischendenkmal zeigt den jungen Edelmann kniend in " ewiger Anbetung " mit liegender Fahne. Das Denkmal haben "die traurigen Brüder dem besten Bruder " aufgerichtet.

Herzogin Elisabeth von Sachsen, †1594

Das Denkmal neben dem Hochaltar besagt, dass sie bei ihrem geächteten Gatten in Neustadt gestorben ist. Sie teilte mit ihm freiwillig 22 Jahre das Los der 3efangenschaft. Ihre Eingeweide sind in Winzendorf , ihr Leib in Coburg / Frankenland bestattet.

Euphrosina von Tannhausen, †1613

Ihr Grabdenkmal befindet sich im Karner, der für ihre Bestattung als Gruftkapelle umgebaut wurde.